Behördengang

Da wird man geschickt und weiß nicht wohin, weil es auch nicht wichtig ist, es ist ja Arbeitszeit, und laut Karte sogar den Kanal entlang, da geht man gerne. Da steht man dann plötzlich zwischen Wolkenkratzern in Aschgrau und sucht in den oberen Stockwerken nach einer Hausnummer. Sechs.

Die „Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung“ liegt in der Beuthstr. 6 – 8, falls jemand nachsehen möchte. Es ist eine Mischung aus Finanzkrise und Beamtentum die einem am Eingang entgegenschlägt. Die „offene Liste BeamtInnen“ macht mit orangener Schrift auf einem braunlastigen, pixeligen Foto auf sich aufmerksam. Die „freie Liste – verdi“ konntert mit einem bunten Haufen Mitarbeiter mit mäßigem Zahnersatz und Frisuren die bald wieder in Mode kommen. „Heike Löschner“, die derzeitige Frauenbeauftragte bedankt sich großformatig „für das Vertrauen“ und hofft auf „erneute Unterstützung – denn: gemeinsam können wir etwas bewegen.“

Im dritten Stock, gleich nebendem Hinweis, dass Kartons doch bitte zerkleinert ins Altpapier zu werfen seien wartet auf den Besucher eine Tür mit Bullauge. Durch das runde Glas kann man das Wort „Bildung“ lesen, wenn man durch die Tür tritt liest man „Bildungskongress 2004“. Langsam mahlen die Mühlen der Bürokratie.

Da steht man in einem Gang, mittig, und man sieht das Ende nicht. Rechts und links der Gang, neonweiß, niedrig, mit hellbraunen Türen in Büroabständen; Gedanken an Kafka ohne Kenner zu sein. Man geht also dir Darmschlingen der Wissenschaft entlang, biegt ab, und wieder auf, geht durch eine Tür und kommt in einen Gang voller Lehramsstudentinnen: die üblichen Gesichter, mal hübscher, mal dörtiger, in winselnd oder lachend. Plötzlich eine Hand auf der Schulter: „Sich hier zurechtzufinden, gehört schon zur Prüfung dazu junger Mann“ sagt ein Herr, der offenen BeamtInnen-Liste. Ich finde 3017. Ich werde erwartet. „Alle Türen sehen gleich auch, nicht?“

Druchaus.


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